Stephanie Guse

Stephanie Guse kreirt inszenierte fotografische Portraits, die den Auftraggeber in ein konkretes altmeisterliches Sujet seiner Wahl versetzen. Die künstlerische Technik dazu hat sie selbst entwickelt. Sie basiert auf einer Kombination aus Portrait- und Objektfotografie mit digitaler Collage, sowie auf Guses umfangreichem, sich ständig erweiterndem „Trash-Archiv”. Dies ist eine Sammlung von Konsummaterial, wie Einkaufstüten, Pralinenschachteln, Gemüsenetzen, Magazinen, Bonbonpapieren oder Luftballons. Die Materialien werden geschickt eingesetzt, um Umfeld, Kleidung und Accessoires im Stil des historischen Vorbildes und der jeweiligen Maltechnik zu imitieren. Sie werden arrangiert, fotografiert und mit dem fotografischen Portrait des Auftraggebers innerhalb eines komplexen digitalen Prozesses verbunden. Das Endprodukt ist ein individuelles Portraitfoto, das mit subtilem Humor ein Wechselspiel zwischen altbekanntem meisterlichem Gemälde und – beim zweiten Hinsehen – den Portraitierten und zeitgenössischen Materialien herstellt.

Diese spezielle Arbeitsweise und daraus resultierende Werkgruppen wie „Trash to Treasure” (2007), „Willhaben/Wannahave” (2010) oder „Empresses’ Must-Haves” (2011) entstanden aus der Suche von Stephanie Guse nach Möglichkeiten, wie Konsumwünsche und Statussymbole anstelle von Kaufhandlungen mittels Kunst befriedigt werden können. Daher begann sie beispielsweise aus der Begeisterung für das imperiale Wien, sich selbst als „Kaiserin Sissi” zu inszenieren, mit Fotoklammern im Haar als Brilliantsterne und ihrem Schreibtischdrehstuhl als Thron. Über viele Selbstinszenierungen, imperiale Lichtojekte aus Luftpolsterfolie und Designerhandtaschenobjekte hinaus ist es für die Künstlerin eine geliebte künstlerische Herausforderung geworden die (unerreichbaren) Traumwelten von Anderen in Kunst umzusetzen, und bietet deshalb ihre Portraitkunst im Rahmen einer ganz persönlichen Auseinandersetzung an.

 

Bild: Renoir (Ausschnitt)