WIELAND FÖRSTER - PLASTIKEN
STRAWALDE - MALEREI BILD: STRAWALDE, JUGENDSTIL

Jubiläum mit Wieland Förster und Strawalde

Galerie „Kunst-Kontor“ existiert seit fünf Jahren / Kunden sind nicht nur Touristen

Märkische Allgemeine 12.05.2012

Fast auf den Tag genau vor fünf Jahren wurde die neue Potsdamer Kunstgalerie eröffnet. Friederike Sehmsdorf, die sich als „freie Ausstellungsmacherin“ sah, war von Falkensee nach Potsdam gekommen und eröffnete abseits vom Stadtzentrum im eigenen Haus eine Galerie. Ein Jahr zuvor hatte sie bereits mit umfangreichen Ausstellungen in der Villa Kellermann auf sich aufmerksam gemacht und damit das Profil ihrer zukünftigen Galerie vorgestellt. Mit Strawalde, Antoinette, Gröszer und Lüdecke waren es Künstler, die in außergewöhnlichen künstlerischen Formfindungen dem Gegenständlichen verpflichtet sind.

Fünf Jahre Galeriearbeit ist für Friederike Sehmsdorf eine Erfolgsgeschichte geworden, wobei die Kunstpräsentationen im Haus am Jungfernsee nur die Oberfläche eines intensiven Kunstmanagements sind, dessen Wirkungskreis sich über die gesamte Bundesrepublik erstreckt. Mit Freude und Genugtuung kann sie nach fünf Jahren Galerie „Kunst-Kontor“ auch von einer finanziell sich selbst tragenden Arbeit sprechen. Nie hat sie sich modernistisch gebärdende Kunststücke in ihre Räume geholt. Damit gewinnt sie auch immer wieder profilierte Künstler, auszustellen. „Die Galerie ist das Schaufenster, mit der man immer wieder Öffentlichkeit herstellt.“ Und hier wünscht sie sich – und bezieht es ausdrücklich auf alle Potsdamer Galerien – doch mehr Neugierde und Interesse unter den Kunstsammlern.

Sehmsdorf geht es nicht in erster Linie um touristische Laufkundschaft. Sie sieht ihre Galerie als Ort der Besinnung, als geistigen Raum für Begegnungen mit Kunst, als „locus amoenus“.

Der Ort der Galerie, ein ehemaliges Gärtnerhaus aus dem 19. Jahrhundert, ist ungewöhnlich und doch sehr bewusst gewählt. Die Bertini-straße, gegenwärtig eine Baustelle, war der Wohnort bedeutsamer Potsdamer Kunstsammler wie beispielsweise die Gutmanns und die Jakobs. Friederike Sehmsdorf geht es um die „Rückkehr eines guten Geistes“ an einen von historischen Katastrophen gezeichneten Ort.

Ihr Galeriejubiläum feiert sie mit zwei Künstlern, die ihr mit ihrem Werk und ihrer Persönlichkeit sehr am Herzen liegen: Wieland Förster und Strawalde alias Jürgen Böttcher. Werk und Persönlichkeit beider Künstler sind geprägt von den politischen und sozialen Verhältnissen des 20. Jahrhunderts auf deutschem Boden. „Beide“, so die Galeristin, „eint ein Übermaß an Leidenschaft und Konsequenz, ein unerbittlicher Blick auf das von hohen Ansprüchen geprägte eigene Werk. Beide haben Abwertungen und Einbrüche ihrer Karriere hinnehmen müssen. Aber sie haben sich durchgesetzt und auch mich in meinem Kunstverständnis geprägt.“ Kunst hat für Friederike Sehmsdorf „existenzielle Dimensionen“. Der Mensch ist für sie in der Kunst das Maß aller Dinge. Ihr Credo ist, „dass eine neue Bildidee, das Finden einer ausdrucksstarken Form, der spannungsreiche Auftrag von Farben“ in der Malerei zu dem „Beglückendsten und Schwierigsten gehört, was Menschen erschaffen können“.

Von Arno Neumann


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