STILLE WELT - FOTOGRAFIEN
VON MONIKA SCHULZ-FIEGUTH
BILD: STERBESTUNDE JESU CHRISTI

Fotografien von Monika Schulz-Fieguth im Kunstkontor am Jungfernsee

Märkische Allgemeine 25.11.2010

Vor genau zwei Jahren sprach Monika Schulz-Fieguth das erste Mal von ihren fotografischen Erkundungen über das Leben der Mönche in einem österreichischen Kloster. Das Ergebnis sind ein Buch (MAZ berichtete) und eine Ausstellung ausgewählter, vergrößerter Fotografien daraus im Kunstkontor am Jungfernsee. Anlass war die Entscheidung eines Freundes und Künstlers aus der Region, „als Mönch und Künstler in einem Kloster zu leben und zu arbeiten“. „So ging ich eben in dieses wunderbare Kloster Heiligenkreuz bei Wien“, schreibt die namhafte Fotografin Monika Schulz-Fieguth in ihrem Einleitungstext zur Ausstellung.

Es war die Osterzeit. „Eine neue Faszination war entstanden“, bekennt sie, zur Architektur, zum Klosterleben, zum Antlitz der Mönche. Für die Fotografin aber war es vor allem das mystische Licht, das sie überwältigte.

Die für die Ausstellung getroffene Auswahl spart das im Buch dokumentierte Leben der Mönche weitgehend aus. Gezeigt werden fotografisch behutsam erfasste Porträts, alle mit suchendem, ja betendem Blick, ergreifend der schutzlos demütig gebeugte Nacken eines jungen Mönches. Aus Jahrhunderte alten Büchern gebaute Räume sperren die profane Welt aus. Und jene Fotografie mit den aufblätternden Seiten einer Inkunabel ist das Bild des Kulturgutes Buch schlechthin.

Doch überall ist dieses geradezu körperlich spürbare mystische Licht, das zum eigentlichen Bildgegenstand, Bildinhalt wird. Monika Schulz-Fieguth macht es zu einer materialisierten geistigen Erscheinung. Denn es ist nicht pure Fotografie, was sie bietet. Sie bearbeitet diffizil ihre Aufnahmen. Fotografie wird zur Malerei getrieben. Offenbar wird das, was sich aus der Aufnahmetechnik an Dokumentarischem ergibt, gerade in den zur Ausstellung ausgewählten Arbeiten malerisch ins Überirdische getrieben. Es sind hymnische Bekenntnisse zu einem Glauben, der in den Bildern zum Mythos geworden ist.

Als Fotografien sind es Grenzüberschreitungen, nicht nur in der durch Bildbearbeitung virtuos gelungenen Vermischung von Fotografie und Malerei. Hierüber wäre gut zu streiten. Doch sprachlos – vielleicht gewollt? – steht man vor dem abgebildeten Chorraum der Klosterkirche mit dem rötlich durch das verhangene Fenster sickernden Licht. Es ist die „Sterbestunde Jesu Christi“. Für den Gläubigen ist es auch eine Vision der Auferstehung – ein Bild, was emotionaler Aufdringlichkeit nicht entbehrt. Noch einen Schritt weiter in der Bildbearbeitung, und die Sache kippt vor allem ästhetisch. Es bleibt unangetastet der Respekt vor den persönlichen Gefühlen der Fotografin. Doch wie viel überströmenden Subjektivismus verträgt Fotografie? Ist und bleibt deren Chance nicht die Dokumentation?

Von Arno Neumann

Bild: entnommen MA-Online vom 25.11.2010


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